Erdbeben auf Ischia 21.08.17!

Die Insel Ischia aus dem Meer
Ischia. Mibrinsel
Ischia. Kacktus-Blüte

Insider-Wissen Erdbeben auf Ischia 2017

 

Was verbirgt sich im Untergrund der Insel Ischia?

Die Insel Ischia ist der Deckel einer Magmakammer (heißer Gesteinsbrei), die sich in einer Tiefe von 2,5 km befindet und die Ausdehnung der Insel Ischia hat. Dieser „Deckel“ ist bei der Heraushebung vor über 30.000 Jahren in mehrere Schollen zerbrochen, die unterschiedlich stark gehoben wurden. An den Schollengrenzen können sich Spannungen aufbauen, die sich durch Bewegungen des Magmas im Untergrund entladen. Diesen Spannungsabbau spüren wir in Form von Erdbeben. Im Übrigen verdanken wir diesen Schollengrenzen auch die zahlreichen Thermalwasserquellen auf Ischia. Denn entlang der Grenzen kann Regenwasser in den Untergrund eindringen. In der Nähe der Magmakammer wird das Regenwasser erhitzt, mit Mineralien angereichert und steigt anschließend als Thermalwasser wieder an die Oberfläche.

Wie kann man den seismischen Ereignissen besser entgegenwirken?

Seismischen Ereignissen kann man nicht entgegenwirken. Lediglich die Schäden lassen sich begrenzen, indem man in Risikogebieten möglichst erdbebensichere Gebäude baut.

Wo auf der Insel gab es die größten Schäden?

Das Erdbeben hatte nur auf einen kleinen Bereich der Insel Auswirkungen. Es waren ausschließlich die höheren Ortschaften der Gemeinden Casamicciola und Lacco Ameno (beide im Norden der Insel) betroffen. Hier kam es zu Schäden an Gebäuden und zum Teil Gebäudeeinstürzen, wodurch rund 40 Menschen verletzt und zwei sogar getötet wurden.

Nach Meinung einiger Experten ist der Einsturz der Gebäude in einigen Teilen von Ischia auf die lokale seismische Verstärkung oder die schlechte Bauweise, die ohne behördliche Kontrolle stattfand, zurückzuführen. Stimmt das?

Fakt ist, dass ein Erdbeben der Stärke 4.0 auf der Richterskala nicht die Auswirkungen haben dürfte, die in Casamicciola aufgetreten sind. Bei einem Rundgang durch die betroffenen Orte zeigt sich, dass vor allem ältere Häuser eingestürzt sind. Dies hat mehrere Ursachen:

  1. Die Häuser waren schon seit längerer Zeit unbewohnt und baufällig; oder
  2.  Die Häuser waren nicht gepflegt und wurden scheinbar nicht gewartet, so dass sie schon vor dem Erdbeben starke Abnutzungserscheinungen auswiesen; oder
  3.  Die Häuser wurden nach dem Erdbeben von 1883 auf den zerstörten Grundmauern der früheren Häusern errichtet, ohne das nötige Fundament; oder
  4.  Die Häuser wurden nur als Provisorium nach dem Erdbeben von 1883 errichtet und hätten eigentlich abgerissen werden müssen.

Dass auch einige neuere Gebäude betroffen sind, hat folgende Gründe:

  1.  Bei neueren Gebäuden hat man vielleicht beim Bau nicht auf die Statik geachtet oder sie wurden ohne Beachtung der Bauvorschriften errichtet; oder
  2.  Ältere Häuser sind auf neuere gestürzt und haben diese ebenfalls beschädigt.

Nur bei wenigen Gebäuden ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, warum sie beschädigt wurden. Diese müssen in den nächsten Tagen und Wochen genauer untersucht werden. Ähnliches gilt auch für die (Trocken-)mauern. Es sind vor allem diejenigen umgefallen, die schon vorher baufällig gewesen sind oder wahrscheinlich nicht entsprechend der seismischen Gefährdung des Gebiets errichtet wurden.

Was kann man tun, um diese Tragödie zu vermeiden? Hilft nur Vorbeugung?

Die höheren Orte der Gemeinde Casamicciola befinden sich in einer topografisch sehr fragilen Lage. Im Untergrund gibt es viele Spalten (Schollengrenzen), weswegen das Gebiet auch reich an Thermalwasserquellen ist. Dies erhöht jedoch auch das Risiko von Gebäudeschäden bei einem Erdbeben. Das zeigte sich schon bei dem Erdbeben im Jahre 1883, als Casamicciola fast vollständig zerstört wurde. Um eine solche Tragödie zu vermeiden, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder werden erdbebensichere Gebäude errichtet oder die dort lebenden Einwohner müssen umgesiedelt werden.

Touristen und Einwohner fliehen von der Insel aus Angst vor neuen Erdstößen. Müssen wir mit einem weiteren, stärkeren Erdbeben rechnen?

Aufgrund der geografischen Lage und der vulkanischen Entstehung der Insel Ischia, sind Erdbeben in dieser Region nicht ungewöhnlich. Bereits Ende August 2016 bebte auf Ischia die Erde. Das Beben hatte jedoch nur die Stärke 2 auf der Richterskala und wurde nur von sehr wenigen überhaupt wahrgenommen. Wir können also sicher sein, dass es nicht das letzte Erdbeben war. Das Problem ist, dass man Erdbeben nicht vorhersagen kann, nur der Grad der Erdbebengefährdung für eine Region lässt sich bestimmen. Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Die Insel Ischia ist kein stark erdbebengefährdetes Gebiet. Das Risiko eines Erdbebens ist beispielsweise in Mittelitalien viel höher, als auf der „Grünen Insel“ im Golf von Neapel! Selbst in Deutschland können Erdbeben auftreten. Dabei ist besonders das Gebiet entlang des Rheingrabens gefährdet. Im Jahre 2014 bebte in Darmstadt, südlich von Frankfurt am Main, die Erde. Das Erdbeben hatte sogar eine Stärke von 4.2 auf der Richterskala!

Weitere Info hier: Erdbeben-2017.aspx